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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 101

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
101 In einzelnen Teilen des Landes hatte der Feind unmenschlich gehaust. Zahlreiche Städte und Drfer waren zerstrt und viele Bewohner gettet; die Felder lagen unbebaut da, und manche Gegenden glichen einer Wste. Der König beurlaubte Soldaten, welche die brach liegenden cker bewirtschaften sollten. Unter die verarmten Bauersleute verteilte er 35 000 Militrpferde, welche nach dem Kriege berflssig geworden waren. Er ffnete die Kornmagazine und lie 40000 Scheffel Saatkorn austeilen, da es hieran besonders mangelte. Die niedergebrannten Städte und Drfer wurden wieder aufgebaut. Einigen Gegenden erlie Friedrich entweder ganz oder zum Teil die Steuern, und Schlesien schenkte er obendrein neun Millionen Mark ans seilten eigenen Ersparnissen. 2. Sorge fr das Heerwesen. Der König brachte den Bestand des Heeres nach und nach ans 200000 Manu, da Preußen offene Grenzen hatte und von Feinden rings umgeben war. Er sorgte fr eine tchtige Ausbildung der Truppen, besonders der Reiterei (Ziethen und Seydlitz) und Artillerie, und schuf die reitenbe Artillerie und die Jger-Bataillone. Fr die Ausbildung der Offiziere, die fast smtlich dem Adel angehrten, sorgten die Militrakademie, die heutige Kriegsakademie, und mehrere Kadetteuhuser. Invaliden sanden in dem Invaliden-Hause zu Berlin eine gute Aufnahme. Die eine Hlfte der Soldaten waren angeworbene Auslnder, die andere Landeskinder (Werbe- und Kantonsystem). In groen Feldmanvern prfte und bildete der König, dje Tchtigkeit seiner Soldaten. 2 rr fr die Landwirtschaft In die entvlkerten Gegenden lie er Ansiedler kommen; doch ging er bei der Besiedlung des Landes planmig vor. Den Wrttembergern und Hessen berlie er guten Ackerboden; die Hollnder und Friesen sollten sich der Verbesserung der Viehzucht und des Milchwesens annehmen, die Pflzer den Gartenbau heben und die Italiener der Seidenraupenzucht auf-helfen. Jeder Ansiedler erhielt ein Gebiet angewiesen, wo er seine seitherigen Erfahrungen und seine Kenntnisse am besten verwerten konnte. Mindestens 300 000 Kolonisten wurden herangezogen und etwa 900 neue Drfer angelegt^. / ^ An der Oder und Warthe lagen groe Smpfe und morastige Strecken. Die Bewohner dieser Gebiete lebten notdrftig' von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Friedrich lie an den Flssen groe Dmme aufwerfen, verschaffte dem Wasfer einen rascheren Abflu und verhtete so die berschwemmungen; ein breiter und tiefer Kanal legte das Sumpf-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 204

1854 - Weimar : Böhlau
2v4 (1178 — 1241) genannt, enthält die Erzählung der Göttersagen der älteren Edda und Erklärungen der Bilder und Versarten der heidnischen Dichtersprache. Nach der Mythologie der Skandinavier giebt es mehrere in bestimmten Zeiträumen sich wiederholende Welt- schöpfungen, bei denen jedes Mal die frühere Welt zu Grunde geht. Die Asen oder zwölf Hauptgötter, an deren Spitze Odin steht, sind von einem fernen Lande in Skandinavien eingewandert, ha- den die frühere Welt zerstört, die Götter und Riesen derselben an das äußerste Ende der Welt vertrieben und die Erde oder Mann- heim d. i. die Heimath der Menschen zum Wohnsitze der Men- schen eingerichtet. Die Burg der Götter, Asgard, liegt in der Mitte der Welt. Dort ist auch Odin's Palast, Walhalla, wo er die im Kampfe gefallenen Helden um sich versammelt, während diejenigen Freien, welche eines natürlichen Todes sterben, und böse Menschen in dem kalten, von dem Höllenstrom umflossenen Hel- heim ein trauriges Schattenleben führen, die Frauen aber zu der Göttin Freia, die Sklaven zum Gott Thor kommen. Die Helden setzen in Walhalla ihr kriegerisches Leben fort, und während sie schmausen und zechen, singt ihnen Bragi, der Skalde der Götter, von den Heldenthaten der Vorzeit. Man gab dem gefallenen Hel- den außer seiner Rüstung auch noch allerhand Kostbarkeiten mit auf den Scheiterhaufen, damit sein Einzug in Walhalla desto glän- zender und sein Leben dort geehrt und herrlich sei. Einst kömmt für Odin's Welt die Stunde des Untergangs. Außerhalb der ei- gentlichen Götter- und Menschenwelt liegt im äußersten Süden, mit eigenen Göttern und Dämonen bevölkert, eine Feuerwelt, Mus- pelheim. Von hier geht die Zerstörung am Ende der Zeiten aus. Nach gräulichen Vorzeichen, nachdem entsetzliche Dämonen, die bis dahin von den Göttern gefesselt gehalten worden sind, sich befreit haben, entspinnt sich ein Kampf zwischen den Dämonen der Feuer- welt und ihrem Gefolge von Riesen, Kobolden, Unthieren aller Art und den himmlischen Göttern; alle fallen im Kampfe, und zu- letzt verschlingt die unaufhaltsam hervorbrechende Flamme alles, was vorhanden ist. Aber die Welt wird wieder geboren. Aus dem Meere hebt sich eine schöne, grüne Erde, auf welcher Korn wächst, ohne daß es gcsäet worden ist. Ein Mann und eine Frau, Lif und Lifthrasir (Leben und Lebenswärme) haben sich aus den Flam- men gerettet, und von ihnen stammt die neue Bevölkerung der Erde. Auch die Asen werden wieder geboren. Und so wohnen Götter und Menschen wieder zusammen. Gebannt ist aus der Welt das Uebel, gebrochen die Macht des Bösen. Kr^erischcr Krieg, Jagd und Waffenübung, Trinkgelage und das Anhören Skandinavier, der Erzählungen von früheren Heldenthaten waren die Beschäfti- gungen der nordischen Helden. Nur Sklaven betrieben Ackerbau und Viehzucht. Die Heldensagen hatten einen düsteren Charakter; sie hatten nicht bloß Kampf und Sieg, sondern meistens auch die Schuld und den schrecklichen Untergang gepriesener Helden zum In- halt. Der Werth des Lebens ward gering angeschlagen; mehr noch als Tapferkeit wurde kalte Todesverachtung geehrt. Die Tapferkeit steigerte sich zuweilen bis zur Raserei, und ohne Waffen und Klei-

3. Die alte Geschichte - S. 21

1872 - Münster : Coppenrath
| lichstes Getrnk. Die abgezogene Haut hing er sich selbst um ; und freute sich hoch auf, dem furchtbaren Raubthiere so hn-lich zu sein. Von nun an war die Jagd seine liebste Beschf-1 tigung. Er suchte seine Waffe zu verbessern und sann auf allerlei i List. Hier lauerte er im Hinterhalte, dort lief er der Berg und Thal mit der Keule hinter dem wilden Thiers her. In Hhlen, welche die Natur selbst in Bergen und Felsen gewlbt hat, ruhete er von blutiger Arbeit fr das neue Gewrge des Tages aus. Andere fhrte die Wanderung an Meere und Flsse, wo Fischfang den Hunger stillen lehrte. Noch jetzt verzehren manche wilde Völker die erlegten Thiers eben so roh. Ihre Zhne, die nicht durch knstlich zubereitete Speisen verdorben sind, sind uerst scharf. Sie zerkauen das rohe Fleisch eben so leicht, wie wir das gekochte. 6. Folgen der Jagd. Ein so unsttes, wildes Leben aber lt den Menschen roh und erstickt alle edeleren Triebe des Herzens. Der Jammer und das Elend seiner Mitmenschen rhren nicht sein Herz, weil er durch das stete Morden lebendig fhlender Wesen und durch den steten Anblick ihrer schmerzhaften Todeszuckungen gegen alles Mitleid abgestumpft wird. Das stille, husliche Familien-glck blieb ihm fremd. Wie sollte auch der Jger, der das flchtige Wild in weit entlegene Gegenden verfolgen mu, die Seinigen wiederfinden knnen! Selbst der kaum erwachsene Sohn mu sich bald vom Vater trennen, um sein eigenes Jagd-gebiet zu erhalten. Ueberhaupt ist der jagende Mensch so ungesellig, als das Raubthier und fast so wild als dasselbe. Die Herrschaft der die Thiere macht ihn immer khner und verwegener. Er gewhnt sich leicht, diejenigen Waffen, in deren Gebrauch gegen wilde Thiere er Fertigkeit und Sicher-heit erlangt hat, auch gegen die friedlichen Bewohner des flachen Landes zu wenden und ihnen Nahrungsmittel und an-dere Bedrfnisse mit Gewalt abzuzwingen. Widerstand fhrt i

4. Die alte Geschichte - S. 25

1872 - Münster : Coppenrath
f 25 gebrauchte dieselben Kruter, wenn er, sein Weib oder Kind, krank wurden, und kam so auf die ersten Spuren der Heilkunde. Dort sah er, wie sich am Felle der Schafe die Flocken bei der Nsse zu-sammendrehten. Er konnte sie ausrupfen, sie eben so zusammendrehen und manches knstliche Geflecht bereiten. So kam er vielleicht mit der Zeit auf das Spinnen und Weben. Ueberhaupt manche stille, husliche Fertigkeit konnte hier erworben werden. Jedoch mute bei dem herumziehenden Hirten noch immer manche schne Anlage, die Gott dem Menschen anerschaffen hat, unentwickelt bleiben. Das unstte, umherschweifende Leben hin-berte die Ausbildung derselben gar zu sehr. Er blieb ein Fremd-ling in jeder Gegend, lebte stets unter unvernnftigen Thieren, von allem menschlichen Verkehre entfernt. Nur Htten und Zelte, die sich leicht fortschaffen, schnell aufrichten und nieder-reien lassen, konnte er zum Obdach whlen. Eben so einfach nur durfte sein briges Gerth sein; denn der ganze Haushalt mute ja schnell von einem Orte zum andern geschafft werden knnen. So blieb er auf die einfachste Befriedigung seiner Bedrfnisse beschrnkt. Nichts reizte den Forschungstrieb. Ein so trges abgeschlossenes Leben lie Geist sowohl als Krper erschlaffen und mit der Zeit in eine groe Unwissenheit und Rohheit versinken. Wozu htte er sich auch anstrengen sollen! Hatte er seine Heerde gut geweidet, so war auch er versorgt; es trieb ihn dann nicht leicht eine Noth, Erfindungen zu machen. Und hatte auch der eine oder der andere irgend eine ntzliche Erfindung gemacht, so konnten sie sich dieselbe wegen der weiten Entfernung von einander nicht leicht mittheilen. Manche Erfindung mute sogar wieder in Vergessenheit gerathen. Auerdem wird die Wahl der Weidepltze nicht selten Veranlassung zu Zank und Streit, wie wir dieses selbst bei den Hirten des Abraham und Lot finden. In Europa hat sich die Cultur jetzt so weit verbreitet, da wir nur in den stlichen Steppen des sdlichen Rulands an der Wolga Nomadenstmme finden. In groer Zahl finden I

5. Die alte Geschichte - S. 233

1872 - Münster : Coppenrath
8 233 bevlkertes und gut angebautes Land mit blhenden Stdten und Drfern. Die Bewohner zeichneten sich schon frh durch Kunst-flei und Kenntnisse aus. Sie waren, wie die Aegyptier, in Kasten getheilt. Die Priester und Gelehrten, Braminen ge-nannt, machten die vornehmste Kaste aus. Heber dieses Land herrschten damals mehre von einander unabhngige Fürsten. Sie fhrten immerwhrende Kriege unter sich und schwchten sich so selbst. Um so leichter wurde fr Alexander die Eroberung. Unweit der heutigen Stadt Attock ! setzte er der den Jndusstrom, von welchem das Land selbst | seinen Namen hat. Die meisten Fürsten kamen huldigend mit ! Geschenken ihm entgegen. So rckte er ungehindert voran bis I zum Flusse Hydaspes. Hier aber fand er bedeutenden Wi-! derstand. Am jenseitigen Ufer stand Prus, der berhmteste ! aller indischen Könige, mit einem groen Heere, um ihm den Uebergang zu wehren. In einer schauerlichen Nacht, während es donnerte und blitzte, und der Regen in Gssen vom Himmel fiel, fetzte der khne Held der den Strom, griff an und schlug das Heer des Porus in die Flucht. Porus kmpfte wie ein Lwe und war der letzte, welcher das Schlachtfeld verlie. Von Wunden und Durst ermattet ergab er sicy. Man fhrte ihn zum Alexander. Dieser ging ihm entgegen, verwunderte sich der seine Gre, Schnheit und sein edeles Benehmen und i fragte ihn: Wie willst du behandelt fein?" Wie ein König!" erwiederte Porus. Verlangst du sonst nichts von j mir?" fragte Alexander weiter. Sonst nichts," war die Ant-1 wort; jenes begreift Alles schon in steh!" Sein Verlangen ward ihm mehr als erfllt. Er bekam nicht nur sein ganzes | Knigreich wieder, sondern auch noch neue Besitzungen zu dem-| selben. Auf dem Schlachtfelde lie Alexander eine Stadt bauen, die den Namen Nica, d. i. Siegesstadt, erhielt. Um diese Zeit starb Bucephlua vor Alter und Wunde. Alexander benannte dem treuen Thiere zur Ehre eine neu er-richtete Stadt Bucephla. I

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 30

1895 - Leipzig : Hinrichs
30 Indianer in Nordamerika. zuletzt auch darin, denn ihm geben Geist und Wille immer neuen Autrieb; wenn aber des Indianers körperliche Kraft er- mattet, dann bricht er auch ganz zusammen, weil er in seinem Geiste keine Hilfsquellen mehr findet. Die Jndianer-Natnr widersteht lange Zeit den Einwirkungen von Frost, Nässe und Hitze, Hunger und Elend. Jede ernste Krankheit aber greift gleich den Lebensnerv an und hat in ihrem Gefolge hänfig völlige Verheerungen der Stämme. Die Blattern haben wieder- holt die belebtesten Jndianerdörfer in stumme Leichenhöfe ver- wandelt. Fieber sind auch in den Hütten der Indianer heimisch, und wer mit diesen echten Netnrsöhnen ein paar Tage lang auf der Jagd gewesen ist, entdeckt, daß sie auch genug von Reißen geplagt sind. Ist es aber nickt möglich, daß der Wilde, erweckt und be- lehrt durch den Gesitteten, den sinstern Bann durchbreche, in dem ihn eine dämonische Gewalt wie in einem geistigen Tode gefangen hält? Kann nicht auch der Indianer der Wohlthaten der Gesittung teilhaftig werden? Die Erfahrung sagt entschieden nein. Der Wilde kann nur gedeihen in freier Wildnis; wo die Kultur ihm näher rückt, entweicht er oder er vergeht wie das Waldtier. Die Berührung mit der Gesittung ist seinem Leben feindlich, schon der Atem des weißen Mannes scheint ihm verderblich. Die Völkerschaften aus den westindischen Inseln, die mächtigsten Stämme der nordamerikanischen Indianer sind in wenigen Jahrhunderten von der Erde verschwunden. Auch auf allen Inseln der Südsee macht sich ein rasches Absterben der einheimischen Bevölkerung bemerkbar. Dies traurige Schicksal erklärt sich zuerst aus äußeren Ursachen. Die wilden Tiere, deren Jagd dem Indianer in Nordamerika einen Hauptteil fetner Nahrung verschaffte, fliehen, sobald ihnen aus hundert Meilen der weiße Ansiedler naht, als verkündige ihnen der Instinkt ihr nahendes Verderben. Während der Indianer noch seine alten Jagdgründe durchstreift, sind Büffel, Bären und Hirsche längst in weiter Ferne, und die Folge der mageren Jagd ist, daß Hunger und Elend Wochen- lang in der Jndianerhütte herrschen, deren Bewohner entkräften und dem Tode durch Frost und Fieber entgegenführen. Brannt- wein ferner und ansteckende Krankheiten, beides Gaben der Weißen an die Indianer, richten unter diesen entsetzliche Ver- heernngen an. Dann kommt der Weiße selbst, kaust ihnen

7. Bilder aus Amerika - S. 76

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
den wilden Gewässern fehlt. Nach Wochen-, ja monatelanger Wanderung in der menschenleeren Öde wird der einsame Handelsplatz endlich erreicht. Eine Woche ist den braven Leuten zum Rasteu vergönnt, dann treten sie den Rückweg an, um den Ausgangspunkt noch zu erreichen, bevor der schreckliche Winter die Herrschast an sich reißt. Mit den Voyageurs sind wir in den höchsten Norden, in die Gegend der Mackenziemündnng gelangt, in jene Landstriche, in denen die „Großen Eskimos" heimisch sind — unheimliche Leute, vor denen nns der Be- fehlshaber des Forts Anderson, das am gleichnamigen, sich in die Liverpoolbucht ergießenden Strome gelegen ist, eindringlich warnt. Die kleine Festung ist eiu von Pallisaden eingeschlossenes Viereck von 52 Meter Seitenlänge; aus jeder der vier Ecken ragt eine Bastion, im Innern liegen die Blockhäuser. Fort Anderson ist die nördlichste Wohnstätte civilisierter Menschen. Bald können wir uns überzeugen, daß die Warnungen des Kommandanten, eines erfahrenen Mannes, berechtigt sind. Die Eskimos jener Gegenden sind rohe Barbaren, dem Christentum gänzlich nnzugäug- lich, dem Einfluß ihrer Schamauen*) blindlings unterworfen. Gewalt- thätig, im Zorne rasend wie Tiere der Wildnis, greifen sie bei ganz geringfügigen Veranlassungen zum Messer. Deu Fremden betrachten sie mit Mißtrauen, schieben ihm die Schnld für alle möglichen unangenehmen Dinge, für schlechtes Wetter, ungünstige Jagd, ergebnislosen Fischzng, für Krankheiten und sonstige Unfälle zu. Es ist eine wüste Banditengesell- schast, eine Rotte von erbarmungslosen Seeräubern, bei denen Tngend eine Lächerlichkeit ist, dagegeu Diebstahl, Raub und Mord rühmliche Thaten sind. Nur durch sehr entschiedenes, mutiges Benehmen sichern sich die einsamen Männer im Fort gegen die Raub- und Mordgelüste des schändlichen Volkes, das sich selber Tschiglit nennt. Andere Eskimos der Gegend sind naiv, durchaus nicht bösartig, ehrbar, sanft und geduldig, ähnlich ihren Stammesgenossen in Grönland; höchstens verursachen sie den Beamten Verdruß durch ihre lächerliche Eitelkeit, ihr plumpes Wesen und ihren Hang zur Lügenhaftigkeit. Die Tschiglit aber würden uns, wenn wir uns unbewaffnet unter sie wagten, beim ersten Zeichen von Ängstlich- keit überfallen und berauben, ja, wohl gar ermorden. Anders sind auch die Eskimos in Labrador, jenem rauhen Lande voller Berge und Felsenreihen, voll düsterer Wälder und weiter Sümpse, das nur wegen der ergiebigen Jagd ans Pelztiere Wert besitzt. Im Dorfe Okkak, an der Nordostküste der 20 000 Quadratmeilen großen Halbinsel, lernen wir jene Wilden durch die treuen Missionare der mährischen Brüder kennen. Der Eskimo dieses Gebietes ist ein zwar derber, aber treuer, gutmütiger Mensch, der sich zum Christentum bekeunt, nützliche Kenntnisse und Fertigkeiten verschiedener Art von den Weißen erlernte und seine ursprüngliche Einfachheit doch nicht verloren hat. Er lebt wie feine grönländischen Brüder vorwiegend vom Fischfange und vou der *) Schamanen = Zauberer.

8. Bilder aus Amerika - S. 89

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 89 — Nebel, in dem sich das milde Sonnenlicht am Himmel wie am Horizont in den lieblichsten Farben bricht, ruht über der ganzen Gegend; alle Gegenstände sind anmutig beleuchtet. Durch Zusall finden Boone und ein Gefährte eine Höhle, in der sie den Winter von 1769—1770 ver- bringen. Sie haben sich von ihren Genossen getrennt, weil sich zwei von ihnen anmaßend und überaus unvorsichtig betrugen. Die Höhle liegt sicher an einem Flusse, kann mittelst eines Felsblocks verschlossen werden, und der Rauch des unerläßlichen Feuers wird durch die von ihm verursachte Zugluft in die Klüfte des Gesteins nach dem Innern statt nach außen getrieben. Die Männer richten sich häuslich dariu für den Winter ein, sammeln namentlich viele Walnüsse und eßbare Eicheln, die geröstet das Brot ersetzen sollen. Sie erlegen in dieser Zeit des Pelzes wegen viele Bären. Während des Winters werden sie von streifenden Indianern gefangen genommen und überaus hart behandelt, doch gelingt es ihnen, sich in einer hellen Mondnacht zu befreieu, zu entfliehen und glücklich wieder in ihre Höhle zu gelangen. Ein Besuch des Blockhauses überzeugt sie, daß es von Wilden ausgeplündert ist und daß ihre Gefährten getötet worden sind. Die düstere Stimmung über dieses Schicksal der einstigen Genossen wird durch die Freude über ein ganz unverhofftes Zusammen- treffen mit dem Bruder und einem Freunde Boones in der Wildnis ver- scheucht. Sie bringen die Nachricht, es biete sich günstige Gelegenheit zum Verkauf der Boouescheu Farm, und eine ganze Anzahl mutiger Hinter- wäldler sei zur Übersiedelung nach Kentucky entschlossen, falls gute Nach- richten über das Land eingingen. Bei weiterer Erforschung des Gebietes werden die vier Männer von Wilden überfallen, und Boones treuer Freund in der Öde wird tödlich verwundet. Er stirbt nicht nngerächt, denn die vier grimmigen Feinde büßen mit dem Leben. Unter ähnlichen romanhaft klingenden Vorfällen und nach einem längeren allgemeinen Kriege des Staates gegen die Wilden kann die An- siedelnng in dem schönen Lande endlich im Jahre 1775 vorgenommen werden. Die Hinterwäldler dringen ein, sie sichern sich durch den Bau von festen Blockhäusern und Forts gegeu die beständig von den grausamen Rothäuteu drohenden Gefahren. Die Forts waren leicht und schnell ans- geführte Werke, die ihrem Zwecke aber vortrefflich entsprachen. Man ballte sie in folgender Art: Auf freiem Räume ward ein längliches Viereck aus- gemessen; an die Ecken desselben kamen zweistöckige Blockhäuser zu stehen, die wenige Fnß aus der Linie der kleinen Festung vorsprangen und deren zweite Stockwerke etwas über die ersteu hinausragten. Von den Block- hänsern aus konnte der Raum zwischen ihnen bestrichen werden; zuweilen wurden sogar förmliche Bastionen aus Erdwällen errichtet. Die Linie zwischen solchen Bauten an den Ecken bestand aus einstöckigen Blockhäusern, deren Fenster und Kamine sich nach dem inneren Räume des Forts zu befanden und zwischen denen Schanzpfähle von 12 Fuß Höhe fest in die Erde eingerammt waren. Bei Anlage einer solchen Holzfestuug sah man immer darans, daß sich in nächster Nähe eine Quelle besand, und dieser

9. Bilder aus Amerika - S. 183

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 183 — Büffel stillstehend regelmäßig nach feinem Feinde umzuschauen pflegte. In den ungeheuren Herden der Bisons hatte die Natur den Menschen in dieser Gegend eine schier unerschöpfliche Hilfsquelle geschenkt; aber statt sie vorsichtig zu nützen, brachte man sie auf die roheste Art iu blinder Geld- und Mordgier mit einem Schlage zum Versiegen. Die Regierung that nicht das Mindeste, um solchem Frevel Einhalt zu gebieten; die erstaunliche Vervollkommnung der Feuerwaffen beschleunigte dann das Ver- nichtnngswerk noch. Von den verschiedenen Jagdarten war der „Anstand" sicher die verwerflichste; der feige Jäger wurde dabei zum erbarmuugs- losen Schlächter. Hinter einem Felsen oder einem hohen Grasbüschel verborgen, feuerte er so lange auf die iu Schußweite vorüberkommenden Glieder der tausendköpfigen Herden, bis er selber des Gemetzels satt war. Die wilden Indianer jagten den Büffel zu Pserde, auch noch nach Einführung der Feuerwaffen. Diese Jagdart war entschieden edler, sie erforderte ein vortreffliches Pferd, einen sicheren Reiter, Mut und Kaltblütigkeit. Der bekannte Buffallo-Bill brachte es in der Bisonjagd zu Pferde zu einer Art Meisterschaft; im Dienste der Kansas-Pacisic- Eisenbahn hat er behufs Versorgung der Arbeiter mit Fleisch binnen 18 Monaten 4280 Büffel getötet. Oft schlössen die zu Pferde jagenden Indianer die Herde auch in einen immer enger werdenden Kreis ein. Vergeblich wagten die edlen Tiere dann Durchbruchsversuche; in Zeit von 15 Miuuteu war die Herde vernichtet. Nicht selten trieb man die wandernden Massen der Büffel auch iu Abgründe, oder in der Winterszeit, wenn die Bisons ties in den Schnee versanken, näherten sich ihnen die Jäger auf Schneeschuhen und töteten sie ohne alle Gefahr. So schmolz die Zahl der Bisons immer mehr zusammen; trotzdem lebteu im Jahre 1870 noch Millionen der riesigen Tiere. Da wurden die großen, den Kontinent durchquerenden Eisenbahnen gebaut, und damit war das Ver- nichtnngsurteil über die Büffel ausgesprochen. Die Art, wie man das nutzbare Wild von der Erde vertilgte, steht in der Geschichte der Jagd ohne Beispiel da. Namentlich um das Jahr 1873 wurden ganze Gesell- schasten zu dem Zwecke ausgerüstet, deu riesigen Höckerträgern zu Leibe zu gehen — aber nicht etwa aus Jagdlust, sondern aus bloßer roher Geld- gier, zum Teil auch aus Vergnügen an der sinnlosen Schlächterei. Mit Wagen, Zelten, Waffen, Schießbedarf ausreichend versehen, drangen die Jäger, besser gesagt Schlächter, in die Weidegründe der Bisons vor. Zu Hunderttausenden knallte man die Büffel nieder; vom Fleische ward höch- stens die als besonderer Leckerbissen bekannte Zunge benutzt, das Übrige blieb liegen. Diese Tierleichname erfüllten die Gegend weithin mit entsetzlichem Gestank, machten die vorher von frohem Leben erfüllte Prairie zu einer öden, verpesteten Wüste. An einer Stelle des Republikanflufses lagen 1874 zu gleicher Zeit 6500 solcher Kadaver. In langer Reihe stellten sich die Jäger an den Ufern der Flüfse aus, wohin die Büffel kommen mußten, um ihren Durst zu löschen. So viel wie möglich wurden niedergeschossen; die übrigen wurden von den rohen Gesellen durch Stein-

10. Bilder aus Amerika - S. 203

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
in seine vermeintlichen Rechte wissen. — Daß sich die Weißen vieler schweren Sünden gegen die Eingeborenen schuldig gemacht haben und noch machen, sehen wir gerade im wilden Westen mit Abscheu. Um der un- bedeutendsten Ursachen willen schießt der Weiße den Indianer zuweilen nieder wie ein wildes Tier^ viele der rauhen Männer an den Grenzen betrachten die roten Leute ja nur als „Ungeziefer". Der auf so brutale Art verübte Mord wird nicht bestrast, denn die Behörden verhalten sich in derartigen Fällen selbst dann höchst gleichgültig, wenn sie die Macht zur Bestrafung besitzen. Nun beschleicht ein Verwandter des Getöteten seinen Mörder und bringt ihn um. Sofort erhebt sich jetzt die gesamte weiße Bevölkerung in der Gegend und fordert mit Wut den Beginn eines Krieges gegen die Rothäute. Meist bleibt eine solche graueuvolle Fehde dann auch nicht ans; sie endet regelmäßig mit Besieguug der Eingeborenen, nachdem viele von ihnen getötet worden sind. Auf ganz unbestimmten Verdacht hin werden zu- weilen solche Metzeleien verübt. So ist z. B. vielleicht ein Trapper oder ein entlegen wohnender Farmer von einer mehrtägigen Reise nach dem ent- sernten Städtchen nicht wieder heimgekehrt. Man sucht nach ihm und findet ihn ermordet. Sogleich nimmt jedermann an, die Indianer hätten die Unthat verübt, obwohl genau mit demselben Rechte behauptet werden könnte, einer der zahlreichen Grenzstrolche sei der Mörder. Die Freunde des Umgebrachten legen nun das Gelöbnis ab, ihn zu rächen; sie thuu das, indem sie den ersten Indianer, den sie einsam aus der Jagd oder beim Fischfange treffen, niederschießen. Nun üben die Stammesgenossen der Rothaut Vergeltung, und so entsteht eine endlose Kette von schauer- lichen Rachethaten. Der wilde rote Krieger und der harte, zähe Ameri- kaner können und wollen eben nicht friedlich neben einander Hausen. Und noch eine Ursache tritt uns bei Beobachtung dieses Rassekampfes entgegen: die Indianer sterben infolge eines langsam, aber sicher wirkenden Naturgesetzes aus, wonach die Völker, die ihre Aufgabe im Menschheits- ganzen erfüllt haben, ausgeschieden werden und untergehen, oder sich in den höher entwickelten Völkern auslösen. Darin liegt das Hauptmittel zur Weiterbildung des Menschengeschlechtes, und darum erliegen die Rothänte dem übermächtigen Anwogen der Weißen. Rechnet man zu alledem, daß die Indianer unzählig oft von einzelnen Weißen im Handel betrogen werden, daß sich die Agenten, welche von der Regierung zum Schutze der roten Leute eingesetzt wurden, in unverschämtester Weise bereichern, indem sie den Indianern das ihnen Zukommende an Lebensmitteln, Kleidung, Waffen, Munition n. s. f. ent- ziehen, so kann man sich nicht wundern, daß die wilden Krieger von grimmigem Haß und zehrender Rachsucht gegen ihre Verfolger erfüllt worden sind. Voll heißen Schmerzes sind manche Stämme von dem ursprünglichen Boden ihrer Väter gewichen. So erklärte der Häuptling Oceola, der Führer der in Florida ansässigen Seminolen, nach einer zweitägigen Schlacht: „Lieber werden wir unsere Gebeine niederlegen unter den Eichen unserer Väter und hinübergehen in das Land des großen
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